Drei Studenten der Saar-Universität haben eine App für Smartphones entwickelt, die beim Kochen hilft.

Sie wird nicht per Tastatur bedient, sondern hat eine Sprach Steuerung und kennt bereits

38 000 Rezepte.

Von SZ-Redakteur Peter Bylda

Saarbrücken. Der Generation Internet ist bekanntlich keine Frage zu kompliziert und kein Problem zu schwierig - so lange eine Tastatur zur Hand und ein WLAN-Zugang in Reichweite ist. In Sekundenbruchteilen präsentieren Suchmaschinen auch bei komplizierten Problemen tausende Lösungen - auf dem Bildschirm. Doch genau da liegt das spezielle Problem einer Anwendung, über die sich drei Saarbrücker Studenten den Kopf zerbrachen. Die Frage lautete: Wie muss ein Internet-Ratgeber für Menschen aussehen, die zwar wissen wie man ein Netzwerk konfiguriert, denen aber der Angstschweiß ausbricht, wenn's ums Kochen geht? Ganz einfach, antworten Frederik Arnold (25), Saskia Reifers (21) und Simon Oster-[iiiinii (20) und programmierten einen Küchenhelfer, mit dem der Benutzer reden kann. Sie nennen ihn „Kochbot".

Die Küche ist kein Biotop für Computer. Wer schon mal mit mehligen Händen die Tastatur eines Netbooks betatschte oder das Smartphone in der Salatschüssel versenkte, kann ein Lied davon singen. Als digitales Kochbuch mit Bildschirmausgabe ist der Computer keine große Hilfe. Es gilt, seine Benutzerschnittstelle anzupassen, wie die Informatiker sagen. Heißt auf Deutsch: Könnte der Hobbykoch mit seinem digitalen Kochbuch reden, so hätte er er die Hände frei und könnte sich voll aufs kulinarische Programm konzentrieren. Die Software, die das möglich macht, haben nun die drei Studenten der Computerlinguistiki in einem vom Deutschen Forschungszentrum
die Intelligenz (l)KKI) betreuter. Proiekt entwickelt Sie programmierten in ihren Bachelorarbeiten eine App fürs Android-Betriebssystem (ab Version 2.3). die einem Computer-
nutzer selbst bei unterdurchschnittlichen Küche nkenntnis-sen zu passablen Ergebnissen am Herd verhelfen soll.


Ihren Kochbot haben sie im Juni beim Tag der offenen Tür der Uni erstmals öffentlich vorgestellt. Die App, die in der Küche Rede und Antwort steht, ist der Prototyp einer neuen Form von Bedienungsanleitungen, die für viele weitere Einsatzgebiete entwickelt werden sollen, berichtet Ulrich Schäfer, der Betreuer des Projekts am DFKI. Der Kochbot greift auf eine riesige Rezept-Datenbank im Internet zurück. Die stammt ebenfalls aus dem Saarland. Ulrike Schweitzer aus Sulzbach hat sie zusammengetragen. Die 62-jährige Rentnerin war bereits als Teenager vom Kochen fasziniert und wäre eigentiich lieber Kochin geworden als den Beruf der Bankkauffrau zu erlernen. Als sie 2008 in Rente ging, machte sie ihren Traum wahr und startete die Internetseite „Ulrikes Rezeptesammlung", die mittlerweile bis zu 10 000 Zugriffe am Tag zahlt


Die Rezept-Datenbank von Ulrike Schweitzer ist heute auf mehr als 38 000 Einträge angewachsen Kein Wunder deshalb, dass die Android-App 854 Resultate ausspuckt, als Ulirich
Schäfer sie mit der Aufgabe konfrontiert: „Ich möchte etwas mit Nudeln und Tomaten kochen." Der Kochbot der Saar-Uni nutzt bei der Sprachausgabe Internet-Technik des Google-Konzerns. Er übernimmt Daten zu Zutaten und Zubereitung aus der Internet-Datenbank von Ulrike Schweitzer, übersetzt sie in ein digitales Format und gibt das Rezept entweder komplett oder in einzelne Schritte aufgeteilt per Sprachausgabe aus.


Der Benutzer kann den Redefluss des Kochbots unterbrechen, Fragen zu Zutaten oder
zur Zubereitung stellen und im Rezept vorwärts oder rückwärts blättern, ohne einen Finger rühren zu müssen. Bislang ist das Programm noch im Beta-Stadium, seine Entwicklung ist also noch nicht abgeschlossen Es empfiehlt sich deshalb, vor der ersten Benutzung die Bedienungshinweise zur .Sprachsteuerung zu lesen Dass der Kochbot standig die Uhren spitzt, erweist sich nicht unbedingt in allen Fallen als Segen wenn Topfe klappern oder Teller scheppern, wirkt der digitale Küchenhelfer mitunter noch ein wenig schwerhörig, räumen seine Programmierer ein.


Auch nach Abschluss ihrer Bachelor-Arbeiten werden die drei Saarbrücker Studenten deshalb weiter am Rezept ihrer Küchen-App feilen. FTederik Arnold, Saskia Reifers und Simon Ostermann, die im Oktober ihr Bachelor-Studium abschließen, haben sich zudem um ein Gründerstipendium aus dem Förderprogramm Exist des Bundeswirtschaftsministe-riums beworben.
Im September werden sie gemeinsam mit ihrem DFKI-Be-treuer Ulrich Schäfer die Koch-App erstmals bei einer wissenschaftlichen Tagung vorstellen. Sie präsentieren den Kochbot bei der Jahrestagung der Gesellschaft für Informatik in Koblenz. Mal sehen, was er vorschlägt, wenn er aufgefordert wird: „Lass uns etwas Italienisches kochen.

www.
kochbot.de
ulrikesrezeptesammlung.de

Quelle: Saarbrücker Zeitung 10. Juli 2013


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